In diesem Artikel erfährst du, wann Erreichbarkeit als Führungskraft schadet und wie du lernst, gesunde Grenzen zu setzen, ohne deine Führungswirkung zu verlieren.
Viele Führungskräfte glauben, dass gute Führung gleichbedeutend mit permanenter Erreichbarkeit ist, insbesondere in unsicheren Zeiten oder Change-Prozessen. Wenn alles im Wandel ist, will man Orientierung geben, Sicherheit ausstrahlen, schnell reagieren. Doch diese Haltung birgt Risiken. Für die eigene Gesundheit und die Teamkultur.
„Ich dachte früher, gute Führung heißt, immer da zu sein“, höre ich immer wieder von Führungskräften. Präsenz zeigen, Fragen beantworten, Konflikte moderieren selbst im Urlaub oder am Feiertag. Schließlich bleibt der Schreibtisch nie leer und die To-do-Liste nie wirklich abgearbeitet.
Doch ständige Erreichbarkeit ist kein Zeichen von Stärke. Sie ist oft ein Symptom für ein unausgewogenes Rollenverständnis und sie führt langfristig zu Überlastung, Unzufriedenheit und im schlimmsten Fall zum Burnout.
Warum gerade Change-Prozesse klare Grenzen brauchen
In Veränderungssituationen ist dann die Versuchung besonders groß, permanent ansprechbar zu sein. Es herrscht Unsicherheit, Entscheidungen sind komplex, der Druck ist hoch. Führungskräfte glauben dann, sie müssten rund um die Uhr verfügbar sein, um ihrem Team Sicherheit zu geben.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wer sich selbst keine Pause erlaubt, strahlt keine Sicherheit aus, sondern Überforderung. Und wer jede Frage sofort selber beantwortet, nimmt dem Team die Chance, eigenverantwortlich zu handeln.
Erreichbarkeit als Führungskraft bedeutet daher nicht, immer da zu sein, sondern gezielt präsent zu sein, wenn es einen Mehrwert liefert. Und ebenso bewusst offline zu sein, wenn Erholung und Selbstfürsorge notwendig sind.
Führung heißt Vorbild sein. Auch beim Abschalten
Führungskräfte sind Vorbilder, ob bewusst oder unbewusst. Wenn du keine Grenzen setzt, sendest du deinem Team die Botschaft: „Pausen machen ist ein Zeichen von Schwäche.“ Die Folge: Auch deine Mitarbeitenden trauen sich nicht abzuschalten. Eine toxische Überlastungskultur entsteht.
Zum Beispiel sind Feiertage oder Urlaube eine gute Gelegenheit als Führungskraft, gesunde Grenzen sichtbar zu machen. Wer signalisiert: „Ich bin in dieser Zeit offline und das ist gut so“, schafft ein Umfeld, in dem auch andere sich Erholung zugestehen können.
Doch reicht das allein nicht aus und deswegen kommen jetzt:
1. Offensive Kommunikation der eigenen Erreichbarkeit
Kommuniziere klar und frühzeitig, wann du verfügbar bist und wann nicht. So nimmst du dem Team Unsicherheit und zeigst Verlässlichkeit.
Beispielansage vor Feiertagen:
„Ich bin von Donnerstagabend bis Montag nicht erreichbar. Falls etwas Wichtiges ansteht, bitte bis Mittwoch melden. Am Dienstag bin ich wieder für euch da.“
Du wirst feststellen: Die meisten Dinge können warten und dein Team wächst an der gewonnenen Selbstständigkeit.
2. Erholung wird zur Führungsaufgabe
Plane deine Erholung genauso bewusst wie Meetings oder Strategiegespräche. Was nicht im Kalender steht, fällt oft unter den Tisch. Setze feste Zeiten für Pausen, Sport, Natur, Familie oder Lesen.
Wichtig: Vermeide die Falle der „versteckten Arbeit“ also E-Mails am Feiertag „nur kurz checken“. Du betrügst dich selbst um Erholung. Und dein Team spürt die Inkonsequenz.
3. Eigene Antreiber reflektieren
Häufige Ursachen für übermäßige Erreichbarkeit sind innere Antreiber wie Perfektionismus, Harmoniebedürfnis oder das Gefühl, unersetzlich zu sein. Nimm dir Zeit für diese Fragen:
Diese Reflexion stärkt nicht nur dein Selbstverständnis als Führungskraft, sondern verbessert auch deine Wirksamkeit.
Führung erfordert nicht nur Strategie und Kommunikation, sondern auch emotionale Stabilität. Wer dauerhaft erreichbar ist, verbrennt langsam, aber sicher seine mentale Energie.
Resilienz entsteht nicht durch ständige Präsenz, sondern durch bewusste Regeneration. Wer gut für sich sorgt, trifft bessere Entscheidungen, bleibt gelassener und ist langfristig wirksamer.
Die versteckten Kosten ständiger Erreichbarkeit
Viele Führungskräfte unterschätzen die Langzeitfolgen einer „Always-on“-Mentalität:
All das schadet nicht nur der eigenen Gesundheit. Es schadet auch dem Erfolg des Teams und der Organisation. Gerade in Phasen des Wandels ist das fatal.
Erreichbarkeit bewusst gestalten: So geht‘s
Statt pauschal „immer da zu sein“, solltest du gezielt überlegen:
Ein klarer Kommunikationsplan und ein persönlicher Rhythmus helfen, Erreichbarkeit professionell zu steuern.
Beispielstruktur für die Erreichbarkeit in einem Change-Prozess:
Diese Struktur stärkt Vertrauen, Klarheit und Selbstverantwortung. Die drei Schlüssel zu erfolgreichem Change Management.
Der Mythos, dass Führung ständige Präsenz erfordert, gehört ins Archiv. Gute Führung bedeutet nicht, immer verfügbar zu sein, sondern genau zu wissen, wann es wichtig ist präsent zu sein und wann nicht.
Erreichbarkeit als Führungskraft wird zur Führungsaufgabe: strategisch gestaltet, klar kommuniziert, bewusst begrenzt. Wer das beherrscht, schützt nicht nur sich selbst, sondern stärkt auch die Veränderungsfähigkeit seines Teams.
Fange am besten direkt an und setze dir bewusst ein Ziel: Zum Beispiel bei den nächsten Feiertagen oder im nächsten Urlaub wirklich offline zu gehen. Dein Team, dein Körper und dein Verstand werden es dir danken.
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