Vorstellungsgespräch: Was war Ihr größter Fehler?

Stell Dir vor, Du hast es bis ins Vorstellungsgespräch geschafft. Jetzt musst Du nur noch den Arbeitgeber davon überzeugen, die optimale Besetzung für die ausgeschriebene Stelle zu sein und der Traumjob gehört Dir.

Jetzt legst Du Dich richtig ins Zeug, präsentierst Dich von Deiner besten Seite und hast das Gefühl, es läuft.
Doch dann fragen Dich die Interviewer plötzlich: „Dass hört sich ja alles gut und schön an, doch sie haben doch bestimmt auch schon einmal einen Fehler in der Vergangenheit gemacht, oder? Erzählen sie und doch einmal von ihrem größten Fehler den sie im Job begangen haben.“

Blöde Situation, nicht wahr?

Soll man die Frage nach dem größten beruflichen Fehler überhaupt beantworten?

Klar ist nun mal, dass die Frage nach den eigenen Fehlern oder nach einer beruflichen Niederlage, wohl keiner gerne hört. Denn Fehler gibt niemand gerne zu, schon gar nicht in einem Vorstellungsgespräch. Gerade hier zeigt man sich doch am liebsten von seiner besten Seite.

Doch wie reagierst Du nun? Die Frage ignorieren und einfach weiter über seine Vorzüge sprechen?

Das funktioniert in der Regel nicht, wird aber hin und wieder tatsächlich probiert.

In 9 von 10 Fällen kommt das allerdings gar nicht gut an, denn keiner mag es gerne, wenn seine Fragen ignoriert werden. Daher werden die Interviewer Dich mehr oder weniger höflich darauf hinweisen die Frage doch bitte zu beantworten. Womit Du wieder am gleichen Punkt bist wie vorher. Nur das die Stimmung vielleicht nicht mehr ganz so exzellent ist.

Antworten musst du also. Ganz klar! Doch wie?

Fehlerfreiheit vs. völlige Transparenz

Im Extremfall, könntest Du einfach abstreiten jemals welche gemacht zu haben, oder aber, das wäre gewissermaßen das andere Extrem, ganz transparent eine umfassende Beichte über Deine schlimmsten Verfehlungen ablegen.

Mit welchen Konsequenzen müsstest Du in diesen Fällen rechnen?

Schauen wir uns dazu zunächst mal die erste Variante genauer an.
Du entscheidest Dich einfach, abzustreiten, jemals einen Fehler begangen zu haben. Die Strategie wird tatsächlich hin und wieder von Bewerbern gewählt. Ich habe es selbst auch schon häufiger erlebt, dass mehr oder weniger selbstbewusst behauptet wird: „Ich habe noch nie einen Fehler begangen.“

Überzeugt hat das nie. Denn diese Behauptung führt in der Regel keineswegs dazu, dass Du als fehlerfrei beurteilt wird – ganz im Gegenteil.

Gibst Du bei dieser Frage keinen Fehler zu, wirkt das einfach unglaubwürdig.

Denn wenn man ehrlich ist, wissen wir doch alle ganz genau, dass jeder von uns Fehler macht. Das ist einfach menschlich.

Außerdem entsteht durch das Abstreiten auch noch ein zweiter ungünstiger Eindruck.
Nämlich der, dass Du nicht in der Lage bist, dich selbst zu reflektieren. Dass Du es quasi gar nicht merkst, wenn Dir mal ein Fehler unterläuft.

Also ist das Abstreiten von Fehlern bzw. die Aussage komplett fehlerfrei zu sein wohl definitiv keine gute Strategie.

Wie wäre es denn dann mit dem Gegenteil?
Sozusagen die Flucht nach vorne antreten und seine größten beruflichen Katastrophen beichten?

Hört sich irgendwie auch nicht gut an, oder? Und davon rate ich Dir auch dringend ab. So was solltest Du auf gar keinen Fall machen!

Das wäre nämlich ein richtiges Eigentor, denn du willst ja einen guten Eindruck im Gespräch hinterlassen. Wenn du nun eine gravierende Verfehlung beichtest, wo du richtig Geld verbrannt, Kunden vergrault oder deinen Vorgesetzten schlaflose Nächte bereitet hast, wird der potenzielle Arbeitgeber sich die Frage stellen, ob sich so etwas in der Zukunft wiederholen könnte.

Also die allumfassende Beichte der eigenen Unzulänglichkeiten ist es auch nicht.

So, damit ist schon mal klar, dass die beiden Strategien (Abstreiten oder Beichte) nicht funktionieren.

Doch wie sieht nun eine optimale Antwort aus?

Die optimale Antwort

Um zu einer geeigneten Antwort zu kommen, solltest du dich erst einmal fragen, warum der Arbeitgeber Dir überhaupt so eine Frage stellt. Interessiert es ihn wirklich, was schon mal bei Dir in Deinem vergangenen Berufsleben schiefgelaufen ist?

Nein, wohl eher nicht. Der Fragesteller interessiert sich weniger für Deine Fehler an sich, sondern er ist vielmehr daran interessiert, wie Du mit Fehlern in der Vergangenheit umgegangen bist.

Hast Du etwas aus deinen Fehlern gelernt? Passt Du gegebenenfalls Dein Verhalten an? Ergreifst Du nach einem Fehler Maßnahmen, damit dieser Fehler nicht noch einmal passieren wird?

Das sind die Dinge die den Arbeitgeber interessieren, davon kann er nämlich ableiten, wie Du in dem neuen Job mit Fehlern umgehen wirst. Denn eins ist sicher, auch in Deinem neuen Job werden Dir Fehler passieren. Am Anfang sogar naturgemäß am häufigsten. Und dann ist es für den Arbeitgeber extrem wichtig, wie Du mit diesen Fehlern umgehst. Lernst Du aus ihnen und entwickelst Dich weiter, oder wiederholst Du deine Fehler immer und immer wieder?

Das ist es also, um was es im Kern geht.

Wie sieht jetzt der „optimale“ Fehler konkret aus?

Der optimale Fehler sollte mindestens zwei Kriterien erfüllen:

Erstens: Idealerweise liegt der Fehler schon einige Zeit zurück. Du solltest also ruhig einen Fehler raussuchen, den Du vor einigen Jahren einmal begangen hast.

Zweitens: Der Fehler muss sich gelohnt haben. Was heißt das?
Das heißt, dass Du aus dem Fehler wirklich was gelernt hat, ihn also so nicht nochmal machen würdest und er Dir sogar darüber hinaus in der persönlichen Entwicklung weitergeholfen hat. Du machst also seitdem etwas anders bzw. besser.

Hört sich kompliziert an?

Praktisches Beispiel

Ist es aber im Grunde genommen nicht. Schau Dir mal das folgende Beispiel von einem Vertriebler an.

„In meiner Anfangszeit als Vertriebler hatte ich recht schnell einen sehr guten Kontakt zu einem Topkunden aufgebaut. Da auch meine Umsätze sich schnell entwickelten, war ich regelrecht euphorisch über den Start in meinem neuen Job. Dann wollte ich den Topkunden als Referenz für weitere Kunden einsetzen. Mit diesem Vorhaben bin ich zu diesem Kunden gefahren und habe ihn nach seinem Einverständnis gefragt. Naiverweise bin ich davon ausgegangen, er würde aufgrund unserer guten Beziehung auf mein Anliegen bereitwillig eingehen. Daher hatte ich mich nicht akribisch vorbereitet. Dies führte dann dazu, dass der Kunde meine Anfrage ablehnte, weil er sich überrumpelt fühlte. Erst durch intensives Nacharbeiten konnte ich ihn ein paar Monate später doch noch überzeugen. Rückblickend habe ich dadurch gelernt, dass man wirklich immer hundertprozentig vorbereitet sein muss. So etwas ist mir seitdem nie wieder passiert.“

Ist das ein gutes Beispiel? Ich denke schon, denn es enthält einige Elemente, die oben genannt wurden.

So wird in diesem Beispiel von einem Fehler aus der ferneren Vergangenheit berichtet.
Geschickterweise konnte dieser Fehler nur passieren, weil vorher eine exzellente Leistung erbracht worden war.

Die anschließende Überforderung des Kunden ist zwar ärgerlich, aber kein nachhaltiger Beinbruch.

Am Ende wird der Fehler wieder korrigiert, es wurde etwas gelernt und bis heute angewendet. In diesem Fall nämlich, immer hundertprozentig vorbereitet zu sein.

Und solche Fehler gibt es in jedem Lebenslauf. Garantiert.

Überlege einfach mal in Ruhe, welche eher kleinere Fehler Dir zu Beginn deines Berufslebens schon einmal passiert sind. Die Du aber bereits längst überwunden hast und die Dich langfristig weitergebracht haben.

So kannst Du Deine Fehler aus der Vergangenheit im Vorstellungsgespräch zu deinem Vorteil einsetzen.
Probiere es mal aus und ich bin mir sicher, wenn Du Dich dementsprechend vorbereitest, wirst Du die Frage im Vorstellungsgespräch selbstbewusst und zielgerichtet beantworten können.

Viel Erfolg und Spaß beim umsetzten.

 
 
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